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HANDELSBLATT, Dienstag, 19. Februar 2008, 07:01 Uhr
Bulle & Bär

Eine hässliche Welt

Von Udo Rettberg

Im Zuge der Finanzkrise flüchteten sich viele Anleger und Finanzprofis in vermeintlich sichere Anlagen wie Agrarrohstoffe. Aber auch Gold erlebte eine Renaissance. Das Edelmetall erlebte zuletzt ein Rekordhoch.

Doch in Wirklichkeit glänzt noch lange nicht alles, was Gold ist.

FRANKFURT. „The world is too ugly gold to be weak“. Zumindest der ökonomische Teil der Welt zeigte zuletzt tatsächlich seine hässliche Fratze – und verhalf damit der Anlageklasse Gold zu neuem Glanz. Skrupellose Banker und Top-Manager der Wirtschaft sowie machtbesessene und teils unfähige Politiker sind die Gesichter dieser hässlichen Welt. Die Ernüchterung ist groß – selbst bei den Profis der Finanzszene.
Während der Subprime-Krise haben viele von ihnen erkennen müssen, dass einige der am US-Kreditmarkt ausgegebenen Wertpapiere heute nur noch ihren reinen Papierwert repräsentieren. Gäbe es physische Stücke dieser Titel, würden sie Sammler historischer Wertpapiere in zehn Jahren wohl als Dokumente schätzen, die das Platzen einer der größten Finanzblasen der Geschichte symbolisieren.
Gigantische Vermögenswerte wurden durch die inzwischen globale Finanzkrise bereits vernichtet. Hinzu kommt, dass den bis dato noch verbliebenen finanziellen Werten ein weiterer Verfall durch eine von Regierungen und Notenbanken zu verantwortende rapide steigende Inflation droht.
Immer mehr verunsicherte und stark verängstigte Anleger suchen Zuflucht in realen Werten – also in all dem, was sichtbar, physisch berührbar und auch essbar ist. Der Aufschwung der Landwirtschaft ist ebenso Ausdruck dieses Erwachens und des in der Finanzwelt verloren gegangenen Vertrauens wie der kräftige Preisanstieg des Krisenmetalls Gold auf neue Rekordhöhen. Wer die Dinge real – oder besser gesagt realistisch – betrachtet, wird jedoch erkennen, dass von neuen Rekorden am Goldmarkt nicht wirklich die Rede sein kann. Denn real – also unter Berücksichtigung der Inflation seit dem Jahr 1980 – entspricht das seinerzeitige Goldhoch von 850 Dollar einem heutigen Preisniveau von rund 2 300 Dollar je Feinunze. Andere Betrachtungen von Gold-Fanatikern zeigen ein noch ungleich größeres Potenzial für das gelbe Metall auf. So zum Beispiel der Hinweis auf den unter Inflations-Aspekten gefährlich erscheinenden Anstieg der Geldmenge in der Welt. Allein in den USA dürfte die breite Geldmenge M3 heute das Volumen von 1980 um das Siebenfache übertreffen.
Als Tüpfelchen auf dem „i“ lassen Gold-Fans das stark ausgeweitete Potenzial auf der Nachfrageseite in Prognosen einfließen. Sie betonen, dass den fast 2,4 Milliarden Menschen in China und Indien im Jahr 1980 noch der freie Zugang zum Welt-Goldmarkt verwehrt gewesen sei. Würde von dieser Seite die Nachfrage dramatisch steigen, könnte sich Gold angesichts eines bestenfalls stagnierenden Angebots schon bald im Orbit weit über 7 000 Dollar bewegen.
Wenn der Goldpreis heute also „nur“ bei 900 Dollar notiert, könnte das zum Trugschluss verleiten, dass das gelbe Metall nicht etwa von der hässlichen, sondern von der heilen Welt kündet. Doch welcher Anleger, der bereits auf hohen Verlusten bei Finanzwerten sitzt, mag daran glauben?

Quelle: Handelsblatt.com