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„Wir sind mitten im Goldrausch“

Von Ingo Narat und Regine Palm

Gold ist so teuer wie noch nie. Im internationalen Handel nahm der Preis vor dem Wochenende erstmals die Hürde von 900 Dollar je Feinunze. Für Experten ist hier noch lange nicht Schluss – sie erwarten bereits in Kürze den Sprung auf 1 000 Dollar. Den Goldbullen hat nicht nur eine Äußerung von US-Notenbankchef Ben Bernanke Nahrung gegeben.

DÜSSELDORF. Im internationalen Handel hat der Goldpreis am Freitagabend erstmals die Hürde von 900 Dollar genommen. Unterstützt von der Nachfrage von Fonds stieg der Preis für eine Feinunze (31,1 Gramm) des Edelmetalls zur Lieferung im Februar am Terminmarkt auf 900,10 Dollar. Am Spotmarkt, wo die Lieferung sofort fällig ist, blieb der Sprung über die psychologisch wichtige Marke zwar noch aus. Hier wurde im Handelsverlauf mit 898,35 Dollar aber ein Allzeithoch erreicht, bevor die Preise wieder leicht abbröckelten.
Analysten rechnen damit, dass die 900-Dollar-Marke auch am Spotmarkt in Kürze fallen wird. Prognosen werden nahezu täglich von den Instituten nach oben korrigiert. Experten erwarten bereits in Kürze den Sprung des Goldpreises auf 1 000 Dollar je Feinunze.
Das Edelmetall Gold wird seiner traditionellen Rolle als sicherer Anlagehafen in wirtschaftlich schwierigen Zeiten gerecht. Vor allem die Unsicherheit über die Entwicklung der US-Wirtschaft und aufkommende Inflationsängste - nicht zuletzt in Verbindung mit den hohen Ölpreisen - haben den Preis nach oben getrieben. Seit Mitte August vergangenen Jahres hat sich Gold von rund 650 auf fast 900 Dollar verteuert. Im Euro-Raum fiel der Anstieg wegen des starken Euros nicht ganz so stark aus. "Wir sind mitten im Goldrausch", sagte Unicredit-Experte Jochen Hitzfeld der Nachrichtenagentur "dpa".
Zuletzt hatte US-Notenbankchef Ben Bernanke den Goldbullen neue Nahrung gegeben, als er von einer Verschlechterung der Wirtschaftslage sprach und weitere Lockerungen der Zinspolitik andeutete. "Die US-Realzinsen befinden sich aktuell nahe null", erläutert Eugen Weinberg, Rohstoffexperte der Commerzbank. "Der Vorteil von zinstragenden Wertpapieren gegenüber einem Goldinvestment ist aus Investorensicht somit stark reduziert." Weinberg hält im ersten Quartal kurzfristig Preise von 1 000 Dollar für realistisch, rechnet dann aber mit sinkenden Notierungen.
Ein Rezessionsszenario für die USA zeichnen immer mehr Experten. Dies würde den Dollar weiter drücken. "Die Fed will das Wirtschaftswachstum erhalten, das ist schlecht für den Dollar", sagt beispielsweise Camilla Sutton von Scotia Capital. Traditionell bewegen sich Gold und Dollar in entgegengesetzte Richtung. Nach Ansicht von James Burton, dem Leiter des World Gold Councils, der Minenlobby für das Edelmetall, ist die Absicherung gegen den Dollarverfall das wichtigste Kaufmotiv für die Investoren.
Zudem sei "die fundamentale Lage für Gold weiter exzellent", urteilt Burton. Michael Widmer, Edelmetallanalyst bei Lehman Brothers, sagt sogar: "Die Angebots-Nachfrage-Lage war noch nie so gut wie dieses Jahr." Laut Burton wird das Angebot in den nächsten Jahren nur um etwa zwei Prozent pro Jahr wachsen, während die Nachfrage weiter stark von der Investmentseite getrieben ist. Doch es gibt auch einen Wermutstropfen: Die hohen Preise dürften die Nachfrage der Schmuckindustrie bremsen, die mit rund zwei Dritteln immerhin der größte Goldabnehmer ist. Gold ist besonders in China, Indien und im Nahen Osten gefragt.
Wie weit der aktuelle Goldrausch führen wird, darüber sind sich die Experten nicht einig. Die Analystenumfrage der Bankenvereinigung für den Goldhandel, London Bullion Market Association, zeigt für 2008 eine breite Spanne: Die Vorhersagen reichen von 700 bis 1 100 Dollar. Durchschnittlich wird ein Goldpreis von 862,33 Dollar je Unze veranschlagt, nach 652,38 Dollar in der vorherigen Schätzung.
Goldman Sachs erhöhte seine Preisprognose auf Sechsmonatssicht wegen des erwarteten schwächeren Dollars recht stark von 785 auf 900 Dollar. Optimistischer noch ist Ross Norman vom Informationsdienst The Bullion Desk. Er gilt als einer der treffsichersten Analysten der vergangenen Jahre. Laut Norman kann der Goldpreis 2008 relativ leicht die Marke von 1 000 Dollar überwinden.
Auch Thorsten Proettel von der Landesbank Baden-Württemberg rechnet mit 1 000 Dollar zum Jahresende. "Gold sollte allen anderen Anlageklassen wie Aktien und Anleihen" deutlich überlegen sein, begründet er seine Erwartung. Profitiert hat das Edelmetall im letzten Jahr besonders von börsennotierten Fonds (ETF), die mit Gold gedeckt sind. Commerzbank-Experte Weinberg warnt jedoch, dass "viel kurzfristig orientiertes Kapital" in Goldinvestments geflossen ist. Eine Folge davon dürften stärker schwankende Goldpreise sein.